Freitag, 27. April 2012

Astrologie: Der Zufall ist Notwendigkeit.

Der Zufall ist die in Schleier gehüllte Notwendigkeit.
( Marie von Ebner-Eschenbach)


Meine erste Begegnung mit der Astrologie war alles andere als geplant. Beim Stadtbummel mit einer Freundin liefen wir im Sommersonnenschein  in der Münchner Innenstadt an einem Antiquariat  vorbei. Sie wollte sich unbedingt drin umschauen und ich folgte ihr ein wenig widerwärtig in den dunklen Laden. Während sie sich bei dem Ladenbesitzer nach einem Werk erkundigte, glitt mein Blick  eher uninteressiert über die hohen Regale voller alter Bücher.  Da stoppten meine Augen bei einem dunkellila Buch - "Oh", dachte ich mir " LILA" und trat näher.

Dazu muss ich Euch erklären, dass mich manchmal in meinem Leben eine Art Farbtick überfällt. Vielleicht kam der daher, dass ich als kleines Mädchen einem Kunstmaler neugierig die Ölfarben von der Palette schleckte - Resultat Blutvergiftung. Das war kurz nach dem Krieg und ich habs nur überlebt, weil einer der  amerikanischen  Soldaten, die das Erdgeschoss unseres Hauses besetzt hatten, schnell wie der Wind Penicillin organisierte.

Wenn mich der Farbtick überfiel,  dann aber voll: ich färbte alles ein, was sich eignete, weisse T-shirts, Blusen, Hosen, Schuhe - dieses Jahr war, dreimal darf man raten, Lila dran: vom zarten Violett bis hin zum dunklen Lila. Auch an diesem Tag war ich selbstredend von Kopf bis Fuss lavendelfarben gekleidet.

 "DIE BOTSCHAFT DER STERNE" stand  in goldenen Lettern auf dem Buch. Ganz klar, ich zog es aus dem Regal und kaufte es - ganz schön teuer: 50.- DM.

 Das war 1976 und ich hatte damals natürlich noch keinen blassen Schimmer, dass an diesem Tag  Uranus gradgenau auf meinem MC stand und der laufende Jupiter auf meiner  Uranus-Jupiter Konjunktion im Radix.

Die nächsten Monate verbrachte ich dann völlig versunken  hinter einem anwachsenden Bücherstapel an meinem Schreibtisch. Lernte Horoskope zu zeichnen ( damals gab es noch keine Komputer) und bekam langsam Einblick in diese faszinierende Wissenschaft.
Die Mitbewohner der Altbaukommune, in der ich damals in einem grossen Erkerzimmer lebte, sie begannen sich Sorgen zu machen, weil ich mich strikt für nichts anderes mehr interessierte. Besonders der  Pilot im Nebenzimmer, ein hochgewachsener. gutaussehender Enddreissiger. Uns verband eines: Ein gebrochenes Herz und wir bemühten uns beide irgendwie, die Scherben wieder einigermassen zusammenzukitten. Er machte das, indem er in seiner Freizeit an Flugzeugmodellen herumsägte und dabei laut die Rolling Stones spielte - besonders oft jenen song, der am besten ausdrückte, wie er es am liebsten hätte:

                                                                          UNDER MY THUMB







Der Pilot kreuzte eines Morgens mit der Allüre 'Kam sah und siegte', einem Stapel Bücher unter dem Arm und der festen Absicht, mich zu retten, in meinem Zimmer auf . Ein Buch nach dem anderen knallte er mir auf den Tisch. Titel wie : Die Sterne lügen! Adornos: Aberglaube aus zweiter Hand. (Von dem las ich kürzlich , er hätte die Astrologie als die "Metaphysik der dummen Kerle" bezeichnet, der eingebildete Pfau! Nachdem ich in sein Horoskop geschaut habe, war ich der Ansicht, dass er  sich eh all seine gesammelten Weisheiten zusammengeklaut hat.)

Dann begann er herausfordernd um mich herumzutigern und hielt mir einen Vortrag, den er mit "Ich bin der Advocatus Diaboli! " begann. Er traf mich entschieden zum falschen Zeitpunkt, denn ich war gerade dabei, im Horoskop meines Herzenbrecher-Ehemann's eine Sternenkonstellation zu entschlüsseln, die vielleicht alles erklärte: Venus im 12 Haus im Quadrat zum Neptun!

„Lass mich gefälligst zufrieden, siehst Du nicht, dass ich beschäftigt bin?“

schnauzte ich ihn ungeduldig an. Er war auf der Stelle beleidigt und fuhr seinen Skorpionstachel aus:

"Wenn es Dir nicht passt, bin ich an einem Wochenende hier ausgezogen“

Ich, schlagfertig:
„Dann probier das doch am nächsten aus!“

Er nahm es wörtlich!

Meine Planetenansammlung Ende Stier in Opposition zu seiner Ende Skorpion, das sah ich natürlich erst viel später. Was Wunder, dass wir die Klingen kreuzten... Schade eigentlich, einige Monate später wäre ich ihm vielleicht eine Hilfe gewesen. Aber ich war ja noch im Experimentierstadium und hauptsächlich erst mal damit beschäftigt, mit dem wenigen Wissen , das ich damals hatte, zu durchleuchten, weshalb meine Ehe zusammengebrochen war. Ich hatte eine Stinkwut auf meinen Mann ( eigentlich komisch, wie das klingt, dachte ich mir gerade, als ich es niederschrieb: : mein Mann – so als ob er mir gehöre...) der mich belogen und betrogen hatte. Und da machte mir die Astrologie ein unglaublich wertvolles Geschenk: Ich fing schallend zu lachen an, als ich das Venus-Neptun Quadrat, mit dem er geboren wurde, näher betrachtete – er konnte ja gar nicht anders. Er täuschte ja nicht nur mich, sondern am meisten sich selbst mit dem romantischen Illusionsnebel in dem er in Punkto Liebe bis zur Halskrause steckte. Von da an war ich ihm nicht mehr böse und das ist eben das Geschenk der Astrologie: sie hilft einem besser zu verstehen, weshalb ein Mensch zu gewissen Zeiten so oder so handelt … man selbst natürlich auch. Und das Wissen um die Geschehnisse ist ja schon die halbe Miete :o)

Die nächsten Jahre lernte ich viel und konzentrierte mich hauptsächlich auf Partnerschafts-Horoskope. Doch als die Sowjetunion implodierte und man das im Länderhoroskop so deutlich sah, begann ich mich für die Mundan-Astrologie zu interessieren. Deshalb werde ich im nächsten Beitrag das Land durchleuchten, in dem die derzeitige Finanzkrise ihren Anfang nahm – und nie gelöst wurde: Die USA.







3 Kommentare:

  1. Ja lustig - wann gehts weiter?

    Gruß

    Mara

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  2. Liebe Mara,
    danke Dir. Heute abend schreib ich weiter :o) Freu mich sehr über den ersten Kommentar.

    Gruss zurück
    Edda

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  3. amüsant! mehr davon.
    liebgruss
    iren

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